Deutschland in der Euro-Krise – zu klein: Erfolge und Drangsale der Führungsnation

Datum
Ort
Bremen
Themenbereich
Staatenkonkurrenz und Imperialismus
Veranstalter
Argudiss
Dozent
Gastreferenten der Zeitschrift GegenStandpunkt

Deutschland ist unzufrieden, von der Kanzlerin bis zum kleinen Mann. Denn die Eurokrise will nicht weichen. Dass die Eurokrise überwunden werden muss, dass das die höchste Sorge aller zu sein hat, vor der andre Nöte ganz kleine sind und nichts zählen, steht in Deutschland fraglos fest. Und das ersäuft jede Frage, was mit dem Euro überhaupt in der Krise ist, woher diese Krise kommt und was deutsche Politiker mit ihrer Losung anpeilen, dass „wir“ aus der Krise heraus kommen müssen und zwar möglichst „stärker“ (Merkel beim BDI). Aufgerührt ist unter Deutschen stattdessen die Frage, wer und was der Überwindung der Krise im Wege steht und da weg muss. Da werden die guten Deutschen sehr kritisch, nämlich rabiat gegen „faule“ und „freche“ Nachbarvölker, mit denen sie im Euro-Boot sitzen. Das wissen sie von ihren deutschen Politikern und Medien.
Dieselben Politiker dämpfen den von ihnen aufgestachelten Nationalismus aber auch wieder. Sie verklickern ihrem Volk, dass das, was sie Griechen, Portugiesen, Spaniern und Iren zumuten bzw. durch die dortigen Regierungen zumuten lassen, ein Akt deutscher „Solidarität“ sei, was freilich den deutschen Volkszorn mehr anfacht als zur Gutherzigkeit bekehrt. Dann legt die Kanzlerin schon mal nach mit einem Argument, warum Deutschland die Euro-Partner braucht und wofür es sie „im Euro halten“ will: „Wenn Europa seinen hohen Lebensstandard halten will, müssen wir in Zukunft besser sein als andere. Im globalen Wettbewerb haben 500 Millionen Europäer nur gemeinsam eine Chance gegen die aufstrebenden Großmächte China und Indien.“ (Merkel beim Volk in Gillamoos) Das ist doch mal eine populäre Ansage, wofür es den Euro, die (andren) Europäer und alle Härten der Antikrisenpolitik braucht: Gegen so etwas wie die Gelbe Gefahr; die USA verschweigt die Diplomatin. Worüber die deutschen Volksgenossen bei dieser Ansage nicht ins Grübeln geraten dürfen, ist, dass ihnen und den andren Völkern in Europa nur eins sicher in Aussicht gestellt wird: Mehr Anstrengungen im „globalen Wettbewerb“, den ihre Regierung gewinnen will.
Kritik an Merkels Euro-Politik gibt es in Deutschland schon, und die geht prompt gegen die Euro-Partnerländer los. Was soll es Deutschland nutzen, auch noch im Wettbewerb mit dem Rest der Welt, Länder mitzuschleppen, an deren Schulden jeder sehen soll, dass sie nichts als Schulden können? Deutschland in der Griechenfalle, heißt der tägliche Sinnspruch, und die „Euroskeptiker“ haben gegen deutsche Politiker sogar das Verfassungsgericht angerufen. Und so geht die nationalistische Leier wieder von vorn los: Deutschland vor Europa und Europa für Deutschland…
Dabei kann man mitmachen.
Man kann aber auch folgende Fragen aufwerfen und zu beantworten suchen:
• Was sind eigentlich der Euro und Europa für Deutschland? Worum geht es im offiziell beschworenen „globalen Wettbewerb“, wenn es um diese Währung geht?
• Was gerät für Deutschland in Gefahr, wenn Euro und Europa in der Krise sind?
• Was ist das überhaupt für eine Krise des Euro und Europas, wenn Deutschland wirtschaftliche Erfolge verbucht, in Euro, und andre Eurostaaten nur Niedergang und Schulden, auch in Euro? Und wo kommt diese Krise her?
• Was legt diese Krise über das „Gemeinschaftsgeld“ Euro und über die Währungsunion frei?
• Was packt deutsche Politik an, wenn sie „Europa vollenden“ will? Und wie geht Deutschland das an, wenn es als deutsche Führungsmacht in Europas Partnerstaaten zu Werke geht?
• Warum kommt es zum Streit unter den Euro-Ländern bei „ihrer“ Euro-Rettung, und worin besteht er? Und warum kommt es auch in Deutschland selbst zum Streit? Das klärt dann auch Einiges für die von Nationalisten so vorschnell beantwortete Frage:
• Wie kommt der normale Mensch darin vor?

Teil 1: Vorbemerkung

Teil 2: Was sind eigentlich der Euro und Europa für Deutschland? Worum geht es im offiziell beschworenen "globalen Wettbewerb", wenn es um diese Währung geht? Was gerät für Deutschland in Gefahr, wenn Euro und Europa in der Krise sind?

Teil 3: Was ist das überhaupt für eine Krise des Euro und Europas, wenn Deutschland wirtschaftliche Erfolge verbucht, in Euro, und andre Eurostaaten nur Niedergang und Schulden, auch in Euro? Und wo kommt diese Krise her? Was legt diese Krise über das "Gemeinschaftsgeld" Euro und über die Währungsunion offen?

Teil 4-7: Was geht deutsche Politik an, wenn sie "Europa vollenden" will? Und wie geht Deutschland das an, wenn es als deutsche Führungsmacht in Europas Partnerstaaten zu Werke geht? Warum kommt es zum Streit unter den Euro-Ländern bei "ihrer" Euro-Rettung, und worin besteht er? Und warum kommt es auch in Deutschland selbst zum Streit? - Darin: Diskussion

Weitere Publikationen zum Thema von argudiss oder von anderen:

"Von der D-Mark zum Euro und keinesfalls wieder zurück Deutschlands Anteil an Europas Finanzkrise und sein imperialistisches Interesse an ihrer Bewältigung" in GegenStandpunkt 1-13

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